Samstag, 1. Mai 2010

Leseprobe von meinem Buch

Paul hatte mich eindringlich gebeten, zu niemand irgend ein Wort über den „Vorfall“ zu berichten. Wenn ich das täte, könnten wir die Pflegekinder nicht bekommen, zumal ich ja bei Katja alles in der Erziehung falsch gemacht hätte, sonst wäre „SOWAS“ nicht geschehen. Hatte ich wirklich etwas falsch gemacht?
Waren meine Aufklärungen und Ermahnungen nicht ernsthaft genug ausgesprochen worden?
Dabei hatte ich doch ausführlich mit Katja darüber gesprochen, dass sie vorsichtig sein solle, wem sie ihr Vertrauen schenke.
Ich hatte doch alles getan um sie zu schützen.
Pauls Worte aber zeigten mir, dass ich kläglich versagt und meine Tochter ins Unglück gestürzt hatte.

Also schwieg ich.
Mit wem sollte ich auch reden?
Mit meiner besten Freundin. Aber sie war momentan im Ausland und das war sicherlich kein Gespräch für ein Telefonat.
Zudem schämte ich mich noch, wieder einmal versagt zu haben.

Paul lehnte jedes weitere Gespräch ab. Für ihn war der Fall erledigt.
Obwohl mir innerlich alles wehtat, ich lachte und zeigte niemandem mein Inneres.
Es durfte nicht sein, dass das Jugendamt Zweifel an meiner Erziehung bekam.
Für die Kinder war ich bereit, niemandem zu zeigen, wie es mir ging.
Seit meiner Kindheit gab es nur einen Spruch in meinem Kopf: Wer schwach ist, der taugt nichts.
Also hieß meine Devise: „DIE STARKE SPIELEN“
Ich begann meinen Kummer in Gedichtform nieder zu schreiben.
Kein Mensch kam je auf die Idee, dass ich mich selber in diesen Gedichten beschreibe; die meisten vernichtete ich jedoch bald wieder.
Zuviel meiner verletzten Seele war darin beschrieben.

Selbst meine Mutter schaute nicht hinter meine Fassade.
Wenn ich mal wirklich „DOWN“ war und Paul das sah, bekam ich gleich zu hören: “Reiß Dich zusammen, lass Dich nicht so hängen. Oder willst Du, dass alle erfahren, was unserer Tochter geschehen ist. Daran hast Du große Schuld".
Und dann kann es sein, dass die Kleinen wegen Dir im Heim bleiben müssen, nur weil Du wieder versagt hast“.

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